Der Indesche Ozean kommt
admin 9. Dezember 2008
Der Braunkohlenausschuss hat gesprochen: zwischen Jülich und Düren wird der Indesche Ozean entstehen. Statt wie ursprünglich geplant den Tagebau Inden nach der Auskohlung im Jahre 2030 mit dem Abraum des Tagebaus Hambach vollständig zu verfüllen wird das Loch offen gelassen und geflutet. Bis zum Jahre 2065 wird so der größte See Nordrhein-Westfalens entstehen: der Hambacher See wird zwar größer, aber erst um das Jahr 2100 vollständig mit Wasser gefüllt sein. Bereits jetzt ist das Indeland mit dem Blausteinsee, dem neuen Bett des Flusses Inde und der touristischen Erschließung des Tagebaus vorbildlich, bereits vor einigen Monaten wurde darüber hier ausführlich berichtet.
Kritik an dem „Ozean“ kam von verschiedenen Seiten: die Landwirtschaft bemängelt, dass aus deren Sicht wichtige landwirtschaftliche Flächen auf Dauer verschwinden, Naturschützer kritisieren, dass mit dem See eine ökologisch größtenteils tote Fläche entstehen wird. Selbst aus Elsdorf gab es Einwände, es wird ernsthaft Konkurrenz zum erst einige Jahrzehnte später vollständig gefluteten Hambacher See gefürchtet. Dabei können wir froh sein, dass durch den Verbleib großer Mengen Abraums im Tagebau Hambach das Volumen des Sees voraussichtlich kleiner wird. Um was für Dimensionen es sich bei den zukünftigen Seen handelt scheint vielen nicht bewusst zu sein: der Indesche Ozean wird die Größe des Tegernsees haben, der Restsee Hambach wird nach dem Bodensee der zweitgrößte See Deutschlands werden – zum Bötchen fahren und Fischen ist auch ein kleineres Gewässer mehr als ausreichend. Zumindest wird anscheinend genug Wasser zum Fluten der Tagebaulöcher Inden, Garzweiler und Hambach vorhanden sein – wie glaubhaft und zuverlässig diese Prognosen sind und warum gerade jetzt vor dem entscheidenden Treffen des Braunkohlenausschusses die Ergebnisse der Untersuchungen vorgelegt wurden kann an dieser Stelle nicht beurteilt werden.
Großer Nutznießer der Entscheidung ist RWE: statt mit hohem finanziellem Aufwand, man spricht von um die 250 Millionen Euro, über Jahrzehnte Unmengen von Abraum vom Tagebau Hambach in den Tagebau Inden bringen zu müssen, um diesen zu verfüllen, wird das Loch mit bis zu 800 Millionen Kubikmetern Wasser geflutet. Höchstens ein Bruchteil des so eingesparten Geldes wird in der Region landen, einen Großteil wird RWE für sich verbuchen. Die Hoffnung, dass, wie es angemessen wäre, zumindest ein Teil des eingesparten Geldes in Projekte in den durch die Tagebaue geschädigten Kommunen geht ist wohl ebenfalls nicht realistisch.
Die kleine Gemeinde Inden jedenfalls geht anscheindend den richtigen Weg, wobei die Gemeinde sich beeilen muss: die Einwohnerzahl sinkt, auch durch die Umsiedlungen wegen des Tagebaus, stetig. Wenn man den Berichten in der Presse glauben mag werden schon jetzt ein lebenswertes Umfeld geschaffen und gezielt spezialisierte Unternehmen angesiedelt, auch in Hinblick auf die weitere wirtschaftliche Entwicklung tut sich in der Gemeinde Inden wohl einiges, es werden Visionen entwickelt und vorangetrieben. Anstrengungen, die Rat und Verwaltung der Gemeinde Elsdorf ebenfalls intensiver angehen könnten.