Viel Lärm um nichts?
admin 18. April 2008
In den letzten Wochen haben sich die Beschwerden über die Lärmbelästigung durch den Tagebau Hambach gehäuft, schon Ende März bzw. Anfang April berichteten der Kölner Stadtanzeiger und die Rundschau hierüber. In dem Bericht im Stadtanzeiger wird der RWE-Pressesprecher Manfred Lang mit der Aussage zitiert, dass es bisher keine Beschwerden der Anwohner über die Geräusche aus dem Tagebau gegeben habe – eine Aussage, an deren Wahrheitsgehalt man durchaus zweifeln kann. Neben Giesendorf und Berrendorf sind auch die Ortsteile Esch und Angelsdorf betroffen. Hier ist die Lärmbelästigung abhängig von der Windrichtung und der Zahl der Bagger, die ortsnah im Einsatz sind, insbesondere auf den oberen Sohlen.
Lärm darf nachts in Kerngebieten, Dorf- und Mischgebieten den Grenzwert von 45 Dezibel nicht überschreiten, in reinen Wohngebieten liegt die Grenze sogar bei 35 DB. Eine Ausnahme gibt es allerdings: kurzzeitig dürfen bei „seltenen Ereignissen“ die Grenzwerte nachts um bis zu 15 dB überschritten werden. Zum Vergleich: das Brummen eines Kühlschranks erzeugt ebenso wie das Ticken eines Weckers ca. 30 dB, eine leise Unterhaltung oder leise Musik werden mit 40 Dezibel angegeben.
Aufgrund von Reflektionen an Hauswänden und durch die Tatsache, dass der Schall in einiger Entfernung von der Lärmschutzwand (oder dem Lärmschutzwall) oftmals lauter ist als direkt dahinter, variiert der Geräuschpegel je nach Standort. Daher ist es fraglich, ob die von RWE gewählte Position des Lärm-Meßgerät zwischen dem Tagebau und Giesendorf wirklich im Sinne der Anwohner ist. Neben den Messergebnissen von RWE wären auch unabhängige und an anderen Stellen gemessene Ergebnisse interessant.
Schon 2002 sind Beschwerden aus Elsdorf über die Lärm- und Staubbelästigung durch den Tagebau Hambach vom damals zuständigen Bergamt Düren behandelt und abgeschmettert worden (.pdf, 520 kB, S. 3 unten): „Die von einem Gutachter ermittelten Staubniederschlagswerte liegen weit unterhalb der zulässigen Belastungswerte. Die vom Bergamt ermittelten Lärmbelastungswerte zeigen, dass auch dort die zur Beurteilung heranzuziehenden Immissionswerte eingehalten werden.“
Das dicke Ende kommt aber, vorausgesetzt man hält an der Verbrennung von Braunkohlen fest, für die Einwohner der besagten Ortsteile noch: wenn vorauss. in den Jahren 2025 bis 2030 die Absetzer den Tagebau Hambach in Höhe von Esch und Angelsdorf und anschließend bei Giesendorf und Berrendorf verfüllen wird es erst richtig laut und staubig werden, wie die Absetzer auf der Sophienhöhe und ein Bericht der Rundschau über Oberaussem, wo jetzt der Tagebau Bergheim verfüllt wird, zeigen. Bleibt zu hoffen, dass bis dahin in der Energiepolitik endlich ein Umdenken eingesetzt hat oder, falls nicht, dass RWE Power bis dahin zumindest die Absetz-Technik und den Lärmschutz weiter optimiert hat. Und vielleicht trägt bis dahin auch die angekündigte weitere Aufforstung am Tagebaurand erste Früchte, schließlich bewirkt ein Waldstreifen von 100 m Breite die gleiche Lärmschutzqualität wie z.B. eine Lärmschutzwand an der Autobahn.