Monatsarchiv für April 2008

Die totale Überwachung?

25. April 2008

Stasi 2.0Nachdem zum 1. Januar die Vorratsdatenspeicherung eingeführt wurde und nur die Frage, wie diese Daten verwendet werden dürfen vom Bundesverfassungsgericht beanstandet wurde, geht die Liquidierung der Privatsphäre munter weiter. So steht im neuen Entwurf des BKA-Gesetzes, auf das sich Justizministerin Zypries (SPD) und Innenminister Schäuble (CDU) geeinigt haben, dass auch in den privaten Räumen unbescholtener Bürger Videoüberwachung eingesetzt werden soll. Voraussetzung ist lediglich, dass sich in diesen Verdächtige aufhalten. Besonders brisant wird diese Regelung unter dem Gesichtspunkt, dass somit wohl auch Wohnungen oder Büros von Anwälten, Ärzten und Journalisten bespitzelt werden dürfen. Der 2004 aufgrund der Verletzung der Menschenwürde vom Bundesverfassungsgericht teilweise als verfassungswidrig eingestufte „große Lauschangriff“ wird somit erneut und verstärkt wiederbelebt. Das bereits im vergangenen Jahr geprägte Schlagwort Stasi 2.0 trifft mehr und mehr zu, die dazugehörige Grafik verbreitet sich rasant. 

Wenn man bedenkt dass in den 80er Jahren Hunderttausende gegen die Volkszählung, bei der vergleichbar unwichtige Daten erhoben wurden, protestierten, kann man sich nur wundern, dass sich gegen die gewaltigen Einschränkungen der Privatsphäre durch die Vorratsdatenspeicherung, den neuen Entwurf des BKA-Gesetzes etc. nicht mehr Wiederstand regt. Insbesondere in Ostdeutschland, wo die Überwachung durch den Staat Vielen noch in lebhafter Erinnerung sein sollte.

Fast skurril wirkt die Meldung über einen Ganzkörper-Scanner, der nun erstmals am Flughafen in Los Angeles zum Einsatz kommt. Dieser ermöglicht das komplette Durchleuchten der Personen, die auf dem Bildschirm komplett nackt erscheinen. Die Körperkonturen incl. den Geschlechtsorganen und den „Problemzonen“ sind deutlich zu erkennen

Die Inder und Chinesen sind schuld

20. April 2008

Unsere jüngst zum Sex-Symbol erkorene Kanzlerin Merkel hat mal wieder ihre ganz eigene Sichtweise der Dinge. Nicht die Erzeugung von Biosprit aus wertvollen Lebensmitteln, die Existenzvernichtung von Kleinbauern in Entwicklungsländern durch (Export-)Subventionen, die Zunahme der Weltbevölkerung oder die Folgen des Klimawandels (Versteppung bzw. Verödung von Landschaften, Dürreperioden, Überschwemmungen) sind schuld an den explodierenden Lebensmittelpreisen und den dadurch möglicherweise auftretenden Unruhen, sondern die Inder, die sich erdreisten nun 2 Mahlzeiten am Tag zu essen und die Chinesen, die die Frechheit besitzen, Milch zu trinken.

In Indien etwa nähmen inzwischen rund 300 Millionen Menschen eine zweite Mahlzeit am Tag ein, so Merkel bei der Eröffnung einer Raffinerie in Ostdeutschland. „Wenn die plötzlich doppelt soviel Nahrungsmittel verbrauchen als sie das früher gemacht haben und dann auch noch 100 Millionen Chinesen beginnen, Milch zu trinken, dann verzerren sich natürlich unsere gesamten Milchquoten und vieles andere“. Ne, is klar.

Solche Aussagen sollte man eigentlich eher dem für seine debilen Äußerungen bekannten US-Präsidenten George W. Bush zutrauen als unserer Kanzlerin. Aber es macht wieder deutlich, wie groß der Einfluss der Bauern-Lobby nicht nur auf Kommunaler, sondern besonders auf Bundesebene ist, wie auch das Einknicken bei der EU-Bodenschutzrichtlinie jüngst zeigte.

Viel Lärm um nichts?

18. April 2008

In den letzten Wochen haben sich die Beschwerden über die Lärmbelästigung durch den Tagebau Hambach gehäuft, schon Ende März bzw. Anfang April berichteten der Kölner Stadtanzeiger und die Rundschau hierüber. In dem Bericht im Stadtanzeiger wird der RWE-Pressesprecher Manfred Lang mit der Aussage zitiert, dass es bisher keine Beschwerden der Anwohner über die Geräusche aus dem Tagebau gegeben habe – eine Aussage, an deren Wahrheitsgehalt man durchaus zweifeln kann. Neben Giesendorf und Berrendorf sind auch die Ortsteile Esch und Angelsdorf betroffen. Hier ist die Lärmbelästigung abhängig von der Windrichtung und der Zahl der Bagger, die ortsnah im Einsatz sind, insbesondere auf den oberen Sohlen.

Lärm darf nachts in Kerngebieten, Dorf- und Mischgebieten den Grenzwert von 45 Dezibel nicht überschreiten, in reinen Wohngebieten liegt die Grenze sogar bei 35 DB. Eine Ausnahme gibt es allerdings: kurzzeitig dürfen bei „seltenen Ereignissen“ die Grenzwerte nachts um bis zu 15 dB überschritten werden. Zum Vergleich: das Brummen eines Kühlschranks erzeugt ebenso wie das Ticken eines Weckers ca. 30 dB, eine leise Unterhaltung oder leise Musik werden mit 40 Dezibel angegeben.

Aufgrund von Reflektionen an Hauswänden und durch die Tatsache, dass der Schall in einiger Entfernung von der Lärmschutzwand (oder dem Lärmschutzwall) oftmals lauter ist als direkt dahinter, variiert der Geräuschpegel je nach Standort. Daher ist es fraglich, ob die von RWE gewählte Position des Lärm-Meßgerät zwischen dem Tagebau und Giesendorf wirklich im Sinne der Anwohner ist. Neben den Messergebnissen von RWE wären auch unabhängige und an anderen Stellen gemessene Ergebnisse interessant.

Schon 2002 sind Beschwerden aus Elsdorf über die Lärm- und Staubbelästigung durch den Tagebau Hambach vom damals zuständigen Bergamt Düren behandelt und abgeschmettert worden (.pdf, 520 kB, S. 3 unten): „Die von einem Gutachter ermittelten Staubniederschlagswerte liegen weit unterhalb der zulässigen Belastungswerte. Die vom Bergamt ermittelten Lärmbelastungswerte zeigen, dass auch dort die zur Beurteilung heranzuziehenden Immissionswerte eingehalten werden.“

Das dicke Ende kommt aber, vorausgesetzt man hält an der Verbrennung von Braunkohlen fest, für die Einwohner der besagten Ortsteile noch: wenn vorauss. in den Jahren 2025 bis 2030 die Absetzer den Tagebau Hambach in Höhe von Esch und Angelsdorf und anschließend bei Giesendorf und Berrendorf verfüllen wird es erst richtig laut und staubig werden, wie die Absetzer auf der Sophienhöhe und ein Bericht der Rundschau über Oberaussem, wo jetzt der Tagebau Bergheim verfüllt wird, zeigen. Bleibt zu hoffen, dass bis dahin in der Energiepolitik endlich ein Umdenken eingesetzt hat oder, falls nicht, dass RWE Power bis dahin zumindest die Absetz-Technik und den Lärmschutz weiter optimiert hat. Und vielleicht trägt bis dahin auch die angekündigte weitere Aufforstung am Tagebaurand erste Früchte, schließlich bewirkt ein Waldstreifen von 100 m Breite die gleiche Lärmschutzqualität wie z.B. eine Lärmschutzwand an der Autobahn.

Panorama Tagebau Hambach

3. April 2008

Panorama Tagebau HambachEndlich gelang es ein verwendbares Panoramabild vom Tagebau Hambach zu erstellen. Die Schwierigkeit bei den Fotos war neben dem Erfassen der großen Ausdehnung des Tagebaus klares Wetter mit guter Sicht zu erwischen und gleichzeitig etwas bedeckten Himmel zu haben, um nicht ins Gegenlicht zu kommen. 

Die einzelnen Fotos wurden am Rechner digital nachbearbeitet und zusammengesetzt. Die Perspektive entspricht ungefähr einem 35mm-Objektiv, daher die starke Krümmung im Vordergrund des Fotos. Diese Einstellung hat aber den Vorteil, dass der Horizont nahezu horizontal verläuft. Leider lässt sich die Höhe der Sophienhöhe (rechts im Bild) dadurch nur noch erahnen.  

Beim Klick auf die Miniaturansicht öffnet sich das Panorama des Braunkohlentagebaus Hambach, fotografiert vom Aussichtspunkt Elsdorf, mit ca. 2500×650 Pixeln und ca. 530 kB. Durch die Größe wird zwar Scrollen erforderlich, die Dimension des Tagebaus erschließt sich so allerdings besser (zum Schließen der Panoramaansicht bei niedrigeren Bildschirmauflösungen bitte die „Esc“-Taste drücken).

Erneuter Tausch der gelben Tonnen

1. April 2008

Das seit Anfang des Jahres für den Rhein-Erft-Kreis und damit auch für Elsdorf mit der Leerung der gelben Tonnen beauftragte Unternehmen Alba GmbH teilte mit, dass in den nächsten Wochen die gelben Tonnen, die erst Ende letzten Jahres ausgetauscht wurden, gegen die alten Wertstoffbehälter zurückgetauscht werden. Man habe sich erst jetzt mit dem vorher beauftragten Unternehmen einigen können, so Alba-Sprecher Martin Schulze. Um Pannen wie beim letzten Austausch zu vermeiden soll der Austausch direkt nach der Leerung erfolgen. Die Tonnen sollen bereits bis Ende April gegen die alten ausgetauscht sein, die jetzigen werden im Kreis Kleve wieder zum Einsatz kommen.